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27.05.21 –
Das Oberverwaltungsgericht Lüneburg hat am Mittwoch die Beschwerde des Landkreises Emsland zurückgewiesen, mit der der Transport von trächtigen Rindern nach Marokko verhindert werden sollte. Auch die Niedersächsische Landwirtschaftsministerin Otte-Knast hatte per Erlass verhindern wollen, dass die Tiere auf den Transport gehen.
Das Gericht konnte keine Gefahren für die Tiere sehen, weder auf dem Transport noch im Zielland, noch kann es sich vorstellen, dass die Tiere geschächtet würden, da es sich beim Ziel um einen Molkereibetrieb handele. Das Ziel in Nordafrika, weit und breit rötlich-gelbe Wüste, nirgendwo landwirtschaftliche Betriebe, Ställe, Strukturen, die den Aufbau einer Milchwirtschaft mit Kühen aus Niedersachsen auch nur annähernd plausibel erscheinen lassen.Warum vertrauen die Lüneburger Richter auf die Aussagen von Menschen, die nur am Transport der Tiere verdienen? Man kann es kaum glauben, wie blauäugig hier entschieden wurde. Sind die Bedingungen auf den Tiertransporten schon innerhalb Europas eine Tortur für die Tiere, so werden sie unvorstellbar elend, wenn es über die Grenzen hinaus geht.
Den "nationale Tierschutzstandard in Marokko“, auf den die Lüneburger Richter bauen, kennt Dr. Alexander Rabitsch aus eigener Anschauung. Er ist beim Thema Tiertransporte einer der gefragtesten Experten in Europa. Er schult Verkehrspolizisten und Amtstierärzte in Österreich, Deutschland, Polen, Bulgarien, Lettland und Litauen, ist Gerichts-Sachverständiger und Buchautor. Man könnte also auch als Rechtsprechender wissen, was auf dem Transport und im Zielland mit den Tieren geschieht.
Millionenfach werden Tiere in immer weiter entfernte Länder gekarrt, in heiße Länder. Strecken von mehreren 1000 Kilometern müssten Rinder und Schafe aushalten, in der Hitze, oft ohne Klimaanlagen und geeignete Tränken. Die Tiere, die diese Tortur überleben, erwartet oft nur die betäubungslose Schlachtung. In Marokko ist die Schächtung der Regelfall. Rabitsch hat das in Schlachthöfen in Marrakesch selbst gesehen: Tiere werden gefesselt, zu Boden geworfen, ihnen werden die Augen ausgestochen und die Beinsehnen durchtrennt, damit sie bewegungsunfähig werden. Die Schnitte zur Entblutung werden mehrfach geführt, der Todeskampf dauert lange. Ein in Blut watender Schlächter säbelt an einem Stier herum, der bei vollem Bewusstsein ist … da konnte selbst Herr Rabitsch nicht mehr.
Jede und jeder, die und der solche Transporte genehmigt, erfüllt objektiv den Tatbestand der Beihilfe zur Tierquälerei (§ 27 StGB in Verbindung mit § 17 Nr. 2 b TierSchG). Niedersachsen ist nach wie vor Drehscheibe für Transporte in Hochrisikogebiete. Traurige Berühmtheit erlangen hier die Landkreise Emsland und Aurich.
Wir brauchen Politiker*innen, die wirkungsvolle Erlasse formulieren und Richter*innen, die hinschauen. Die Grünen lehnen Transporte lebender Tiere in Länder außerhalb der EU komplett ab.
Inge Prestele
Tierschutzpolitische Sprecherin des Kreisverbandes Lüneburg und Mitglied der LAG Tierschutz
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