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10.04.20 –
Wenn in diesen Tagen der Coronakrise doch mal vom Klima berichtet wird, dann meistens mit der Feststellung, die Erde könne endlich "aufatmen" - das tut sie zwar auch. Verbesserte Luftqualität und klareres Wasser sind Beispiele für direkte Auswirkungen des global auftretenden Lockdowns - gedrosselte Kraftwerke, 60% weniger Flüge, 100% weniger Großveranstaltungen, das zahlt sich aus: Deutschland wird sein Klimaschutzziel dieses Jahr wohl erreichen. Es wäre jedoch fatal, sich über coronabedingte Emissionseinbrüche zu freuen. Diese sind nur kurzfristige Folgen einer schlimmen Gesundheitskrise und haben nichts mit nachhaltigen Klimaschutz zu tun.
Außerdem ist schon jetzt ist Vorsicht geboten: Milliardenschwere Hilfspakete könnten die Wirtschaft und damit die CO2-Emissionen schnell zurück "auf Kurs" bringen und damit die lebensbedrohliche Erderwärmung voranschreiten. Ein "Rebound-Effekt" wie nach der Finanzkrise ist wahrscheinlich, wenn alles so läuft wie erwartet. Doch was läuft in einer Krise schon wie erwartet?
Gerade können wir Luft schnappen, und haben gleichzeitig die historische Chance, unser Zusammenleben auf nachhaltige Pfade zu steuern. Mit Blick auf die Akteur*innen im internationalen Institutionengeflecht entsteht eher der Eindruck, zwischenstaatliche Kooperation sei so schwierig wie eh und je. Auch sind entsprechende Interessensgruppen bereits dabei, wirtschaftliche Corona-Verluste vorzuschieben, um die Verzögerung klimapolitischer Maßnahmen zu fordern. Doch noch ist nichts oder eher wenig entschieden, und das ist unsere Chance: Denn die Pandemie zeigt auch, dass Staaten bei Krisen handlungsfähig sind, wenn sie denn als solche behandelt werden. Selbst der Eingriff in Freiheitsrechte von Menschen und Unternehmen ist möglich - aber ein Tempolimit oder Verbot von Inlandsflügen? Undenkbar. Jetzt ist der Moment, die Krisen zusammenzudenken und zu sehen: Nach Corona darf es kein "Back to Business" geben, denn schon heute ist das Leben auf der Erde durch Klimawandel und Artensterben immens bedroht.
Wirksame Klimapolitik kann genau jetzt anfangen, mit dem Abbau klimaschädlicher Subventionen, sowie schnellen Hilfsprogrammen und Konjunkturspritzen für zukunftsfähige Branchen - und mit dem Aufbau resilienter Strukturen und verstärkter regionaler Produktion. Vom Staat oder der Staatengemeinschaft allein wird dieser Strukturwandel jedoch nicht zu erwarten sein, daher ist genau jetzt auch Zeit für eine starke Demokratie und entschlossene Zivilgesellschaft.
Es ist Zeit zum Besinnen, dann zum Kommunizieren und Zuhören, und dann zum Kräfte bündeln, gemeinsam gestalten. Lasst uns dabei nicht die Betroffenen der Krise vergessen, lasst uns im Kampf um Klimagerechtigkeit Solidarität und Einheit zeigen. Lasst uns eine globale Zivilgesellschaft bilden, die sich aus der Corona-Schreckstarre befreit und endlich das fordert, was der Gesellschaft und dem Planeten dient.
Und damit können wir gleich morgen anfangen: Fridays for Future Deutschland ruft zum "Netzstreik fürs Klima" auf - schnappt euch also euer Demoplakat, bastelt noch eins (oder kritzelt eben noch schnell einen Spruch auf einen Zettel) und fotografiert es - mit dem Hashtag #NetzStreikFürsKlima werden wir gemeinsam auf Websites und in den sozialen Medien präsent sein und Klimagerechtigkeit einfordern!
Neben dem Streik gibt es außerdem viele weitere zivilgesellschaftliche Initiativen, um Klimagerechtigkeit und nachhaltige Entwicklung "von unten" anzugehen: Der Klimaplan von GermanZero will ein Maßnahmenpaket vorstellen, mit dem Deutschland seinen Beitrag zum 1,5°-Ziel leisten könnte (https://www.germanzero.de/ ). Und der KlimaplanVonUnten hat im März den ersten Zwischenstand des basisdemokratischen Schreibprozesses veröffentlicht, in dem Lösungsansätze für einen ökologischen und sozial gerechten Wandel erarbeitet werden. Schaut gerne rein, verbreitet die Initiativen und vernetzt euch!
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