Elbe-Seiten-Kanal statt Autobahn

Der Aus­bau des Schiffs­he­be­wer­kes in Schar­ne­bek ist ein In­fra­struk­tur­pro­jekt von kaum zu über­schät­zen­der Be­deu­tung für die Re­gion. Im Ge­gen­satz zum Bau der A 39. Rü­cken­wind gibt uns nun au­sge­rech­net eine ak­tu­el­le IHK-Stu­die.

22.08.13 – von Oliver J. Glodzei

Schüttgutfrachter auf dem Elbe-Seiten-KanalDer Aus­bau des Schiffs­he­be­wer­kes in Schar­ne­bek ist ein In­fra­struk­tur­pro­jekt von kaum zu über­schät­zen­der Be­deu­tung für die Re­gion. Im Ge­gen­satz zum Bau der A 39. Rü­cken­wind gibt uns nun au­sge­rech­net eine ak­tu­el­le IHK-Stu­die.

Im Oktober vergangenen Jahres forderte der Lüneburger Kreistag auf Rot-Grüne Initiative die Bundesregierung einstimmig auf, den Neubau eines leistungsfähigeren Aufstiegsbauwerkes für den Elbe-Seiten-Kanal endlich voranzubringen. Eine jüngst vorgestellte Studie im Auftrag der IHK zur möglichen Entwicklung des Transportpotenzial des Kanals zeigt nun deutlich, dass der Ausbau eine sehr lukrative Investition wäre.

Die Kapazitätsgrenze des Schiffshebewerkes Scharnebeks von rund 12,2 Mio. t transportierter Güter jährlich, werde den AutorInnen zufolge in einem „konservativen" Szenario, das von einer „relativ verhaltenen Entwicklung" (und einem unveränderten Schiffshebewerk) ausgeht, bis Anfang der dreißiger Jahre erreicht werden. Dahinter steckt in erster Linie die Überlegung, dass das Verkehrsmittel Schiff auf dieser Route eben nicht attraktiver wird, solange große Schubverbände am Schiffshebewerk aufwändig in zwei Teilen umgesetzt werden müssen und Großmotorgüterschiffe gar nicht durchkommen.

Den Ausbau Scharnebeks vorausgesetzt, prognostiziert die Studie in einer „Variante 2" ein Transportvolumen von rund 13,6 Mio. t für das Jahr 2030. Das entspräche also einem Zugewinn von ca. 15% (verglichen mit der konservativen Variante 1) allein durch die Verbesserung der Kapazität des Schiffshebewerkes.

Einen Zugewinn von sogar knapp 40% versprechen sich die AutorInnen, wenn „Aufkommensverlagerungen und zusätzliche Sondereffekte" hinzukämen. Dazu zählen sie „Mehrmengen bei den bestehenden Güterarten", „umfangreiche Neuansiedlungen hafenaffiner Unternehmen" und den „Umschlag neuer Güterarten". Implizit geht die Studie damit wohl auch von einer Erhöhung der rund 60 Brücken über den Elbe-Seiten-Kanal auf 7m Durchfahrtshöhe aus, die einen effizienteren Containertransport erlauben würde.

Die „umfangreichen Neuansiedlungen" sollen wohl mit einer bis dahin gebauten A 39 zusammenhängen. Aber das wird in der Beschreibung des Szenarios (S. 73 f.) nicht weiter erwähnt, vermutlich weil es tatsächlich nicht so wichtig ist, wie es IHK Chef Zeinert bei der Präsentation dann entdeckt haben wollte.

Tatsächlich ist ein Ergebnis der Studie, dass Investitionen in die A 39 im Hinblick auf die Entwicklung des Güterverkehrs in der Region schlicht verschwendet wären, auch wenn wir ein gewisses Verständnis dafür haben, dass das im Fazit so nicht gesagt wird.

Der Ausbau Scharnebeks könnte nach der IHK-Studie mit geschätzten 240 Millionen Euro Kosten rund 15% mehr Güter aufs Wasser bringen. Weitere 25 Prozentpunkte würden dann nach Szenario 3 zunächst einmal rund 300 Millionen für die Erhöhung der Brücken kosten. Wir wissen nicht, welchen Anteil die „zusätzlichen Sondereffekte" am Zuwachs hätten und wie groß der Anteil der A 39 an deren Anteil sein sollte, doch selbst bei wohlmeinender Schätzung erscheint die Investition von geschätzten 1,1 Milliarden Euro nicht wirklich rentabel.

In den Handlungsempfehlungen der Studie kommt die A 39 wohl deshalb auch gar nicht mehr vor. Hier wird stattdessen dringend empfohlen, die Priorisierung der „Maßnahme Scharnebek" im Bundesverkehrswegeplan 2015 zu forcieren. Am besten in der Kategorie „Vordringlicher Bedarf Plus". Das sind dann die wirklich vordringlichen Projekte.

Dieser Empfehlung schließen wir uns an.

Downloadlink der IHK Studie zum Ausbau des ESK

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