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Der neueste Ausfall Bernd Althusmanns kommt einer Kapitulation vor seinen Aufgaben gleich: Facebook & Co. seien Schuld, dass Niedersachsens GymnasiastInnen unter der Last des Turboabis ächzen. Das ist so dämlich, dass man darüber herzlich lachen könnte, wenn der Spruch von der Hinterbank gekommen wäre. Althusmann ist aber der verantwortliche Minister und als solcher leider ein Totalausfall. Detlev Schulz-Hendel macht klar, was jetzt wichtig wäre: "Konzepte mit den Betroffenen zu entwickeln".
Seit der vollkommen überhasteten Verkürzung der Gymnasialzeit bis zum Abitur durch die Wulff-Regierung 2004 reißen die Klagen über Schulstress und die "gestohlene Kindheit" nicht ab. Der Stoff aus neun Jahren Gymnasium wurde schlicht auf acht Jahre verteilt; fertig war die Eliteschule, die Deutschland nach dem PISA-Schock in die Spitzengruppe der OECD Mitgliedsstaaten im Bildungsvergleich katapultieren sollte.
Der Effekt blieb erwartungsgemäß aus. Stattdessen tauchten unter GymnasiastInnen in dieser Gruppe zuvor selten beobachtete Krankheitsbilder auf: Typische Stress-Symptome, Depressionen und seelische Erschöpfung häufen sich und machen Kinder- und Jugenpsychologen Sorge. Und den Eltern, die oft verzweifelt mitansehen müssen, wie der Nachwuchs in der Flut von bis zu 36 Wochenstunden schier unterzugehen scheint.
Detlev Schulz-Hendel hat sich mit SchülerInnen an Gymnasien im Landkreis unterhalten: "Die kommen machmal erst um 18.00 Uhr aus der Schule wieder zu Hause an," berichtet er. "Für wichtige außerschulische Aktivitäten wie Musikunterricht, Sport oder auch ehrenamtliches Engagement bleibt da kaum Zeit." Die folgen sind dramatisch. "Der Neurobiologe Martin Korte ist der Ansicht, dass wir eine Generation bekommen werden, für die Lernen negativ besetzt ist, wenn wir weiter Kinder mit zuviel Wissen in zu kurzer Zeit voll stopfen."
Hatten konservative Bildungspolitiker nach der Einführung noch gedacht, der Unmut werde sich schon legen, wenn die Brut sich erstmal an den neuen Takt auf der Galeere gewöhnt hätte, wurden sie in vielen Ländern überrascht. Spätestens nachdem die Union bei der Landtagswahl in Hessen 12 und am gleichen Tag in Niedersachsen knapp sechs Prozentpunkte verloren hatte, klingelten die schwarzen Alarmglocken.
Das "Volksbegehren für gute Schulen" in Niedersachsen scheiterte zwar letztlich an den lächerlich hohen formalen Hürden, aber über eine Viertelmillion Unterschriften waren ein starkes Signal, dass etwas passieren musste.
Doch die Ideen blieben mau. In Niedersachsen wurde die Einfallslosigkeit durch die Berufung Bernd Althusmanns 2010 institutionalisiert. 27 Jahre nach seinem Abitur an der Herderschule erklärte er nun am vergangenen Donnerstag dort seine Kapitulation vor den Problemen der SchülerInnen: "Facebook ist toll, aber anderthalb Stunden am Tag damit zu verbringen, ist zu viel." Also ist das böse Internet Schuld, und nicht die Konzeptlosigkeit der Landesregierung. Was für ein jämmerlicher Auftritt!
Grüne Konzepte für mehr Bildung in Niedersachsen |
Der anschließenden Podiumsdiskussion mit seinen GegenkandidatInnen im Wahlkreis Lüneburg entzog sich Althusmann vorsichtshalber. So blieb es dem grünen Kandidaten Schulz-Hendel vorbehalten, Lösungen aufzuzeigen: "Wir werden nach dem Wechsel in Niedersachsen das Konzept 'Abi neu denken' auf den Weg bringen. Wichtig ist aus meiner Sicht dabei, neue Konzepte mit den Betroffenen weiter zu entwickeln. Dabei soll es den Schulträgern ermöglicht werden, das Abitur sowohl nach 12 als auch nach 13 Jahren anzubieten. Aber auch flexible Möglichkeiten sollen geschaffen werden, bei denen beispielsweise in der Oberstufe ab dem 11. Jahrgang das Erreichen des Abiturs in einem Zeitkorridor von 2- 4 Jahren ermöglicht wird."
Kämpfen wir dafür, dass nach dem 20. Januar endlich Bewegung in die Sache kommt. Für unsere Schulen, für unserer Bildung und vor allem für unsere Kinder!
Pressemitteilung der Landtagsfraktion: Grüne fordern dringend Korrektur des Turbo-Abiturs
Kategorie
Bildung & Familie
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