(von Oliver J. Glodzei)
Die Nachricht erschüttert, macht betroffen und wirft bohrende Fragen auf: In den Vorgärten zahlreicher, zum Teil hochangesehener Bürgerinnen und Bürger des Landkreises Lüneburg wurde systematisch der Anbau einer neuen Trenddroge betrieben. Ärzte und Drogenexperten der Polizei bestätigen die bewusstseinsverändernde-euphorisierende Wirkung und warnen gleichzeitig vor dem Konsum.
Hobbygärtnerin Erika Schmidt (Name geändert) aus Amelinghausen gibt den Anbau offen zu und beschreibt die aufwändige Pflege der Rauschpflanzen, die sie angeblich nur halte, "weil sie so schön aussehen". Auch Horst Ebers (Name geändert) aus Mechtersen bekennt sich zum Drogenanbau, gibt aber vor, die begehrten Triebe nicht selbst zu ernten und zu vermarkten. Stattdessen hätten "Unbekannte" die Knospen heimlich abgeschnitten; trotz merkwürdig aufwändiger Sicherung der Plantage durch Zaun, Wachhund und Bewegungsmelder. Doch die Polizei ist machtlos: Anbau und Handel von Hortensien sind nicht verboten.
Verboten sind allerdings nach wie vor Anbau und Handel von Cannabis, einer Pflanze, von der nach bisherigem Wissensstand nicht die von Hortensien bekannten Gefahren ausgehen. Der GRÜNE Drogenpolitikexperte Max Plenert fragte Angela Merkel im November via YouTube, was sie von einer Überführung des Cannabis Schwarzmarktes in einen kontrollierten und besteuerten legalen Markt halte. Ihre Antwort legt nahe, dass sie die Frage nicht einmal verstanden hatte.
Wenn offenbar professionelle Hortensienschändungen auch in konservativen Vorgärten aktuell zunehmen, nährt das die Hoffnung, dass sich hier vielleicht ein neuer Ansatzpunkt für die alte grüne Forderung nach Entkriminalisierung des Cannabiskonsums bietet. Wer sein Marihuana in der Apotheke kaufen kann, schändet auch keine Hortensien bei Nachbars. Diesem Argument können sich doch eigentlich selbst konservative UnionsanhängerInnen kaum verschließen.
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