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„Fahrrad vor Auto“

Ausbau des Radwegenetzes bremst den Verkehrsinfarkt Lüneburg muss dem Fahrrad bei der Entwicklung der Verkehrswege Priorität einräumen. Als Teil dieser Strategie fordert der Lüneburger Ortsverband der Grünen die Aufhebung der Radwegebenutzungspflicht in der gesamten Innenstadt, Temporeduzierungen für Pkw und die öffentliche Diskussion der Radverkehrsstrategie 2025, die in der Verwaltung schon seit Längerem vorbereitet wird und zu der keine Bürgerbeteiligung geplant ist.

23.05.18 – von Jutta Beer und Volker Butenschön –

Ausbau des Radwegenetzes bremst den Verkehrsinfarkt

Lüneburg muss dem Fahrrad bei der Entwicklung der Verkehrswege Priorität einräumen. Als Teil dieser Strategie fordert der Lüneburger Ortsverband der Grünen die Aufhebung der Radwegebenutzungspflicht in der gesamten Innenstadt, Temporeduzierungen für Pkw und die öffentliche Diskussion der Radverkehrsstrategie 2025, die in der Verwaltung schon seit Längerem vorbereitet wird und zu der keine Bürgerbeteiligung geplant ist.

Lüneburg war schon mal viel weiter: Im Verkehrsentwicklungsplan, der am 20. Dezember 1990 vom Rat der Stadt Lüneburg beschlossen wurde – Oberbürgermeister war damals der Christdemokrat Jens Schreiber –, heißt es: „Alle Bemühungen müssen darauf gerichtet sein, eine deutliche Minimierung des Kfz-Verkehrs zu bewirken. Dabei darf das im Plan angestrebte Ziel von ca. 25% Reduzierung des Individualverkehrs nur als Minimalziel angesehen werden.“ Ein Absatz dieses Verkehrsentwicklungsplans trägt die Überschrift: „Es gilt: Fahrrad vor Auto.“

Seitdem sind 28 Jahre vergangen, Verwaltung und Politik haben zwar einiges zur Verbesserung der Radinfrastruktur auf den Weg gebracht, das grundsätzliche Ziel, dem Radverkehr Vorrang vor dem Autoverkehr zu geben, wurde aber verfehlt. Das Radverkehrskonzept Lüneburg 2015 verweist auf den Anstieg der Lärm- und Schadstoffemissionen sowie die „geringen Leistungsreserven“ verschiedener Verkehrsknotenpunkte. Dabei „kommt dem Fahrrad aufgrund des Kosten-, Erreichbarkeits- und Schnelligkeitsvorteils zur Lösung der innerstädtischen Verkehrsprobleme eine besondere Bedeutung zu“.

Seitdem ist die aus dem Dieselskandal erwachsene Erkenntnis einer starken innerstädtischen Belastung mit Stickoxiden hinzugekommen – zu der man in Lüneburg keine Zahlen aus dem innerstädtischem Bereich kennt, weil es hier keine Messstation gibt. Aber auch ohne Messstation ist unstrittig: Die Emissionen sind zu hoch und gehören gesenkt.

„Dazu fordern wir, die Radwegebenutzungspflicht in einem 5-km-Radius um die Innenstadt aufzuheben“, erklärt Jutta Beer, Sprecherin des Ortsvorstandes der Lüneburger Grünen und Mitglied in der AG Mobilität. „Davon würden insbesondere E-Bikes und E-Lastenräder profitieren, aber auch sportliche Radfahrer.“ Diese Zweiradfahrer sind nach einer Untersuchung von Prof. Peter Pez, Leuphana Universität, bereits heute bei einer Strecke von 5 km schneller, als jedes andere Verkehrsmittel. Beer: „So können Schnellradfahrer die Straße nutzen, während auf den Radwegen mehr Platz für Kinder und entspannte Radler ist.“

Um die Sicherheit und den Verkehrsfluss zu erhöhen, sollte gleichzeitig die erlaubte Höchstgeschwindigkeit auf Innenstadtstraßen gesenkt werden. Um fahrradfördernde Mobilitätsketten zu schließen sind zudem Fahrradstellplätze an Bushaltestellen sowie Park-&-Ride-Parkplätzen auszubauen. Weiterhin sollten nicht nur Fahrradstraßen als Teil der Netzrouten zwischen Innenstadt und Umland etabliert werden, sondern auch ein, wie von den örtlichen Verkehrsverbänden angedacht, Fahrradstraßenring der Salzstraße, Wallstraße, Haagestraße, Kalandstaße, Ilmenaustraße, Auf dem Kauf, Lüner Straße, Bardowicker Str., Ochsenmarkt, Neue Sülze (für KFZ frei, diese müssen sich dem Radverkehr unterordnen).

„Unser Ziel ist ein Anteil des Fahrradverkehrs aller im städtischen Bereich zurückgelegten Wege von 40 %, ein Ziel, das auch der ADFC bundesweit verfolgt. Es führt kein Weg an der Umverteilung des zur Verfügung stehenden Straßenraums zugunsten des Radverkehrs vorbei. Um dabei den enger werdenden Raum für Autofahrer und das Teilen der Straße mit „sportlichen“ Radfahrern und E-Bikes sicher zu gestalten, ist eine breite Öffentlichkeitsarbeit mit dem Ziel gegenseitiger Toleranz der Verkehrsteilnehmer geboten. “, betont Ortsverbandssprecher Volker Butenschön. Lüneburg soll sich Städte, wie Münster oder Kopenhagen zum Vorbild machen. Seit einiger Zeit wird in der Verwaltung an der Radverkehrsstrategie 2025 gearbeitet – bis dato hinter verschlossenen Türen. Beer: „Eine gute Gelegenheit, die Lüneburger Bevölkerung an der Entwicklung dieses Konzeptes zu beteiligen.“

www.landeszeitung.de/blog/lokales/1615622-radfahrer-2

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