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08.06.20 –
Nach den teilweise dramatischen und existenzbedrohenden Folgen der Pandemie für Leib und Leben durften (oder mussten) wir je nach Sichtweise in den vergangenen 3 Monaten im „Realexperiment“ Covid 19 erfahren, wie eine Mobilitäts-, Konsum- und Verhaltenswende unser Leben auch im positiven Sinne beeinflussen kann:
• Straßen wurden erheblich weniger von Kraftfahrzeugen benutzt und boten Fahrradfahrern und Fußgängern den ersehnten Platz für entspanntes Fortbewegen. Lärm und Abgase reduzierten sich drastisch, ein Grundgefühl von Entschleunigung in der lebenswerten Stadt kam auf. Parkdecks wurden von Inlineskatern dankend vereinnahmt, Fahrspuren zugunsten von Radfahrern umgewidmet, ein blauer Himmel strahlte ohne CO2-Kondensstreifen.
• Das Thema Einkaufen (z.B. Kleidung, klassische Konsumgüter) stellte uns vor die Wahl: Weiter so im Konsum-Flow und dann eben online bestellen oder nochmal nachdenken über die eigene Konsumhaltung und als eine Konsequenz daraus, weniger, öfter lokal und möglichst nachhaltig produzierte Dinge einzukaufen. Im Bereich Lebensmittel erfuhren wir konkret, welchen Preis u.a. unser Fleischkonsum und die Massentierhaltung für Arbeiter und Tiere in den Schlachthöfen hat und wer eigentlich auf den Feldern für unsere Lebensmittel arbeitet.
• Im sozialen Miteinander wurde Solidarität durch konkrete Nachbarschaftshilfe und engagiertes Kümmern auf den Dörfern und in der Stadt gerade auch über die Generationen hinweg herzhaft praktiziert. Die Sensibilität für Menschen in benachteiligten Situation und Lebensumständen konnte geschärft werden, es entstanden Initiativen wie „Lüneburg solidarisch“. Andererseits konnten wir verfolgen, wie die globalisierte Arbeitsteilung z.B. Näherinnen in Südostasien doppelt hart trifft und was das mit unseren Konsumgewohnheiten zu tun hat. Solidarität sollte immer global gedacht werden.
Viele von uns hatten Zeit zum reflektieren ... Ein weiter so wie vor der Krise ist bekanntermaßen keine Lösung.
Wenn wir bei unseren Lebens-und Konsumgewohnheiten zukünftig einen kleinen „Kriterienkatalog“ anwenden, ist schon vieles getan: Beim Einkaufen und Essen, beim Reisen und Fortbewegen, beim Wohnen:
• Wo kaufe ich ein (lokal oder online), wo und wie werden die Produkte hergestellt (regional, bio, fairtrade), wieviel benötige ich wirklich (Weniger ist mehr ...),
• Wie kann ich Kreisläufe fördern (teilen, tauschen, reparieren, upcyclen)
• Welche CO2-Bilanz hat mein Verkehrsmittel, gibt es Alternativen? Warum (so oft) in die Ferne schweifen ...
• Wieviel Wohnfläche benötige ich wirklich?
• Gibt es Möglichkeiten der Reduzierung und damit der weiteren Versiegelung von Böden entgegenzuwirken (z.B. Tiny Living)?
Es gibt viele uns bekannte Dinge, um nachhaltiger und ressourcenschonender zu leben. Nichts Gutes außer man tut es ...
Genauso entscheidend ist es, dass jetzt Politik und Wirtschaft handeln und nicht in alte Wachstumsmuster zurückfallen. Wundersamerweise wurden in den letzten Monaten milliardenschwere Hilfspakete im Schnellverfahren geschnürt, die vor der Krise noch undenkbar waren. Die Furcht vor einer wirtschaftlichen Abschwächung verhinderte massive Investitionen in Umwelt- und Klimaschutz. Die Zeichen der Zeit stehen jetzt auf die Förderung und Subvention von Bereichen, die eine Umkehr vom grenzenlosen Wachstum hin zum sozial-ökologischen Umbau unserer Gesellschaft und Wirtschaft anschieben. Dabei geht es darum, niemanden zurückzulassen, das Thema Verteilungsgerechtigkeit auf die Agenda zu heben und das Gemeinwohl wieder stärker über wirtschaftliche Einzelinteressen zu stellen.
Dies gilt für alle Ebenen des politischen und wirtschaftlichen Handelns, also natürlich auch für die Stadt und den Landkreis Lüneburg: hier gibt es noch viel Luft nach oben z.B. in den Bereichen Bürgerbeteiligung, Management von Großprojekten, Umverteilung von Verkehrsraum zugunsten des Umweltverbundes (Fußgänger/Radfahrer, Bus/Bahn), nachhaltigem Bau- und Flächenmanagement-
Packen wir es alle gemeinsam an!
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