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27.04.12 –
So ein Glück! Mit der A39 kommt endlich mehr Naturgenuss in die Hansestadt! Die scheußliche graue Schneise, die als Ostumgehung Lüneburg zerschneidet, wird durch ein blumengesäumtes Band aus Flüsterasphalt ersetzt, über das saubere Familienkutschen fast lautlos gleiten, kaum bemerkt von glücklich hinter dem Lärmschutzwall spielenden Kindern.
Das ist im Wesentlichen das Bild, das die Planer der A 39 am vergangenen Montag von ihrem Machwerk zu zeigen bemüht waren. Hübsche 3D Animationen stellten die Autobahn als eine Art Stadtpark dar, der sich gleichsam natürlich in das historische Antlitz der Hansestadt schmiegt. Und für die süßen kleinen Fledermäuschen wird noch eine schicke Brücke gebaut. Was kann man nur dagegen haben?
Eine Menge. Die Präsentation im Hörsaal 2 der Leuphana war tatsächlich dermaßen verlogen, dass es manchem jedoch zunächst schlicht die Sprache verschlug. Da spulten brave Technokraten ihr Messeprogramm für Lärm- und Immissionsschutz herunter, während eifrige Nerds im dunklen Anzug lässig durch die Hightech ihrer 3D Beschleuniger klickten. Alles immer schön begrünt, alles immer schöner als die etwas grauere Wirklichkeit am Rande der Bilder.
Eine Autobahn ist und bleibt ein tiefer und lebensfeindlicher Einschnitt in die Biosphäre. Sie ist eine giftige, lärmende und hässliche Schneise durch unsere Städte und Landschaften. Das ist der Preis, den A39-Freunde die Menschen in Moorfeld und anderswo zahlen lassen wollen. Der Preis für eine vermutete ökonomische Wirkung dieses Wahnsinnsprojektes, die nicht nur angesichts der voraussichtlichen Kosten lachhaft gering wäre.
Aber die schönen Bilder und Daten, die uns im Dämmerlicht des Hörsaals aufgetischt werden, sind nicht nur optisch aufgehübscht, sondern in Teilen auch schlichtweg unseriös. So kritisiert die grüne Kreis- und Landtagsabgeordnete Miriam Staudte, dass bei den Lärmdarstellungen der vorhandene Lärm nicht hinzu addiert wurde. "Eine solche Lärm-Prognose geht an der Realität vorbei. Die Grenzwerte können zu den Spitzenzeiten mit Sicherheit nicht eingehalten werden." Insbesondere werde die Wirkung des offenporigen Asphalts überschätzt. "Der angebliche Flüsterasphalt verliert schon nach wenigen Monaten einen Teil seiner Wirkung."
Bezüglich des geplanten Tunnels weist Miriam auf erhöhte Schadstoff-Belastung an den Tunnel-Enden hin. "Hier konzentrieren sich die Belastungen für die Anwohner." Was die Prognosezahlen für die künftigen Verkehre angeht, hinterfragt Staudte, welche kleinräumigen Auswirkungen die Verlagerungen von der A7 auf eine mögliche A39 haben werden. "In den Hauptverkehrszeiten wird der regionale Berufsverkehr womöglich Probleme haben, auf die jetzige Ostumgehung -die künftige A39- zu gelangen. Ich befürchte, dass in diesem Fall der innerstädtische Verkehr noch mehr zunimmt und die Forderung nach einer Westumgehung Lüneburgs wieder bestärkt werden wird."
Kein Problem, Miriam. Dann wird es im Westen endlich auch schön grün.
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