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14.10.20 –
Winterwasser für den Sommer
Der Regen fällt zunehmend im Winterhalbjahr – dann, wenn der Landwirt ihn nicht braucht. Die Folgen des Klimawandels zwingen zu einer Zäsur im Wassermanagement: weg von der Ableitung und Verschwendung, hin zur Speicherung und sparsamen Nutzung.
Die Konflikte um die Wasserverteilung zwischen privaten Haushalten, Industrie, Landwirtschaft und Naturschutzbelangen werden nach drei trockenen Sommern in immer mehr niedersächsischen Regionen mit wachsender Härte geführt. „Es ist völlig unstrittig, dass allein die Grundwasservorkommen die fehlenden Niederschläge im Sommer nicht kompensieren können“, erklärt Wolf von Nordheim, grüner Ratsherr in Lüneburg. „Es geht beim Umgang mit Niederschlägen um einen regelrechten Paradigmenwechsel: weg von der Ableitung hin zur Speicherung. Das besonders in den letzten 150 Jahren perfektionierte System der Ableitung des Winterregens über Kanalisation, Vorfluter und Gräben in Bäche und Flüsse bis in die Nordsee muss umfassend um- und rückgebaut werden. Das gilt für Städte und Dörfer genauso wie für die Landwirtschaft.“
Rückhaltebecken auch für Starkregen
Tatsächlich führt der Klimawandel zu einer stärkeren Konzentration der jährlichen Niederschlagsmenge auf das Winterhalbjahr. Für diese Niederschläge, aber auch die zunehmenden, oft sehr punktuellen Starkregenfälle im Sommerhalbjahr sind Rückhalte- und Auffangeinrichtungen nötig – gerade auch um die Versickerung und damit Auffüllung der in den letzten Jahren bereits deutlich geleerten Grundwasserspeicher zu ermöglichen. „Die hiesigen Sandböden eignen sich hervorragend für die oberflächennahe Wasserspeicherung“, erläutert der grüne Ratsherr.
Bei abnehmenden Niederschlägen fordert die Landwirtschaft sehr robust einen zunehmenden Zugriff auf die Grundwasserspeicher – deren Spiegel ohnehin seit Jahren sinkt. Die Zahl der Beregnungsanträge hat sich in manchen niedersächsischen Landkreisen 2020 verdoppelt. Der Landkreis Vechta hat in diesem Jahr daher erstmals bis Ende Oktober den Einsatz von Beregnungskanonen tagsüber verboten, um die hohen Verluste durch Verdunstung einzuschränken. „Ein ‚weiter so" kann es aber nicht geben, denn „automatisch“ werden sich die Grundwasserspeicher nie wieder füllen. Was die Landwirtschaft dem Grundwasser nicht zuführt, darf sie auch nicht entnehmen. Diese Wasserzuführung ist kein Hexenwerk, sondern technisch eine recht einfache Zukunftssicherung“ so der Grünenpolitiker. Anders würden weiter Waldstandorte und ökologische Lebensräume regelrecht verdursten.
KLIMZUG- Nord hat Lösungen bereits entwickelt
Von Nordheim plädiert für grundsätzliche Änderungen – auch bei der Wahl der Feldfrüchte oder der Feldbearbeitung. Die Mulchung der Böden oder der Anbau von Zwischenfrüchten bremst die Austrocknung. „Teff etwa ist eine Hirsesorte aus Äthiopien und Eritrea, die gute Böden schätzt, aber wenig Wasser braucht“, weiß der Lüneburger Grüne von Anbauversuchen im Landkreis Uelzen, die im Rahmen des Projekts KLIMZUG-Nord stattfanden. Die Bohlsener Mühle hätte Interesse an einer Verarbeitung bekundet.
Das Projekt KLIMZUG Nord beschäftigte sich 2004 bis 2016 mit den Folgen des Klimawandels in der Metropolregion Hamburg einschließlich der Landkreise Lüneburg und Uelzen – und damit, welche Maßnahmen dagegen ergriffen werden können. 29 Mio. Euro sind in die Analyse der Klimawandelfolgen geflossen und des Umgangs damit. Dazu gehören auch Vorschläge zum Niederschlagsmanagement und Wiederaufbau des Grundwasserkörpers. So hilft zB. der Umbau von Nadelwaldmonokulturen in Laubmischwälder, da in letzteren der Boden im Sommer weniger austrocknet.
Grauwasser und Dachbegrünung
Doch auch private Haushalte und die Industrie sollen ihren Beitrag leisten. „Für Neubauten sollte Grauwasser für die Toilettenspülung Pflicht werden“, verweist von Nordheim auf die 32% des Trinkwassers, die für die Toilettenspülung verbraucht wird – nur 3% sind es für Kochen und Trinken. Grauwasser ist gering verschmutztes Abwasser aus Bädern, Duschen oder Waschmaschinen.
Ebenso binden Dach- und Fassadenbegrünung Niederschläge und wirken mit ihrer Verdunstungskühle im Sommer zugleich gegen Hitzeinseln in der Stadt. „Hier kann die Stadt mit Vorgaben in den B-Plänen Wassermanagement und Klimawandelprävention verknüpfen.“
Wasser als existenziell wichtige Ressource wahrnehmen
Die Industrie verbraucht große Mengen Wasser für Produktions- und Kühlprozesse. Hier eröffnen betriebsinterne Wasserkreisläufe samt Wasseraufbereitung große Einsparpotenziale.
Von Nordheim: „Es gilt, Wasser auch bei uns als die existenziell wichtige Ressource wahrzunehmen, die sie in anderen Teilen der Welt bereits seit Jahrhunderten ist – und von der Kultur des Wassermanagements dort zu lernen.“
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