Verkehrswende statt Einzelmaßnahmen ohne Bürgerbeteiligung!

Die Bundesregierung hat mit den neuen Regeln der StVO gezeigt, dass für eine Verkehrswende zusätzliche Sicherheiten für Fahrradfahrer*innen nötig sind. Andere Städte haben die Corona-Zeit dazu genutzt, spontan Fahrradzonen einzurichten. Diese Städte haben also verstanden, dass effektiver Klimaschutz ohne eine Verkehrswende nicht möglich ist. Lüneburg hingegen liegt noch im Dornröschenschlaf. Das Fahrradkonzept 2020-2025 bietet gute Einzelmaßnahmen, doch es fehlt der Mut zu großen Schritten, zu einem Zukunftsplan in Sachen Mobilität. „So könnte der Innenstadtbereich vollständig als Fahrradzone ausgewiesen werden“ erläutert die Sprecherin Jutta Beer der AG Mobilität.

11.06.20 –

In Lüneburg hat es in den letzten Jahren wenig Fortschritte zur Mobilitätsentwicklung gegeben. Eine Steilvorlage dazu gab es mit dem vom Stadtrat 2016 beschlossenen Stadtentwicklungskonzept. Hier soll die Entwicklung der Mobilität einen Schwerpunkt bilden.

26.05.2020 Lüneburg- Seit 2016 sind vier Jahre verstrichen, in denen neue Baugebiete mit zusätzlichem Verkehr aber ohne neue Ansätze zur Mobilität entwickelt wurden. Statt eines Gesamtkonzeptes gibt es sowohl bei der Stadt- wie auch der Verkehrsentwicklung zahlreiche zersplitterte Einzelmaßnahmen – über die ohne Bürgerbeteiligung hinter verschlossenen Türen entschieden wird. Auch die Radverkehrsstrategie 2025 hat diesen Weg genommen.

Mit jedem Neubaugebiet – Wienebüttel, Hanseviertel III, dem Wohngebiet im Grüngürtel West Richtung Reppenstedt und zuletzt Rettmer Nord – inklusive des damit entstehenden Verkehrs wird der Gestaltungsspielraum für ein Stadtentwicklungskonzept kleiner. Dass Lüneburg aktive Bürger*innen und Mitstreiter*innen vorzuweisen hat, haben die letzten gut besuchten Veranstaltungen etwa zum „Radentscheid“ mit Julia Verlinden oder zum Integrierten Stadtentwicklungskonzept Braunschweig in der VHS gezeigt. Auch der Impuls zum Mobilitätstag, 2019 vom Stadtrat beschlossen, kam von Lüneburger Bürger*innen. Klimaschutz, Sicherheit und Gesundheit bewegt die Lüneburger Bürger*innen.

Die Bundesregierung hat mit den neuen Regeln der StVO gezeigt, dass für eine Verkehrswende zusätzliche Sicherheiten für Fahrradfahrer*innen nötig sind. Andere Städte haben die Corona-Zeit dazu genutzt, spontan Fahrradzonen einzurichten. Auch im neuen rotgrünen Koalitionsvertrag in Hamburg sind diese Pop-up-Bike-Lanes verankert. Diese Städte haben also verstanden, das effektiver Klimaschutz ohne eine Verkehrswende nicht möglich ist. Die Cambridge University hat gerade eine Gesundheitsstudie mit dem Fazit veröffentlicht: „Nichts ist gesünder, als mit dem Rad zur Arbeit zu fahren. Zu Fuß zur Arbeit zu gehen, toppt die öffentlichen Verkehrsmittel.“

Lüneburg hingegen liegt noch im Dornröschenschlaf. Das Fahrradkonzept 2020-2025 bietet gute Einzelmaßnahmen, doch es fehlt der Mut zu großen Schritten, zu einem Zukunftsplan in Sachen Mobilität. „So könnte der Innenstadtbereich vollständig als Fahrradzone ausgewiesen werden“ erläutert die Sprecherin Jutta Beer der AG Mobilität. Die Fahrradweg-Benutzungspflicht für einige Einfallstraßen müsste aufgehoben werden, damit auch Pedelec-Fahrradfahrer*innen bequem und sicher aus den umliegenden Ortschaften – wie Melbeck, Embsen oder Adendorf – die Innenstadt erreichen. Gegebenenfalls müssen Autostraßen zu Gunsten von Fahrradbahnen weichen.

Einige Beispiele aus Lüneburg : Es hat ca. 10 Jahre gedauert bis die Lüner Straße für Fahrradfahrer entgegen der Einbahnstraße genutzt werden darf. Wer diese Variante vom Bahnhof kommend nutzt, weiß wie gefährlich sich der Slalom zwischen den parkenden Autos gestaltet. Der richtige Ansatz ist nicht konsequent zu Ende gedacht. Wer von der Dahlenburger Straße Richtung Am Sande fährt, muss die vielbefahrene Kopfsteinpflasterstraße „Bei der St. Johanniskirche“ nutzen. Zwischen Bussen und Autos bleibt ein Abstand von kaum 30cm zu Radfahrer*innen.

Ähnlich verhält es sich mit der Neuen Sülze. Auch hier versperren parkende Autos die Nutzung und zwingen Fahrradfahrer*innen zu gefährlichen Ausweichmanövern. Mit Pedelec oder Lastenfahrrädern können heute problemlos längere Anfahrtswege bewältigt werden. Gerade für Berufspendler könnte das Pedelec oder E-Bike eine bequeme Alternative sein, die einen besseren Verkehrsfluss für all die ermöglicht, für die Auto oder Transporter alternativlos sind: Handwerker, Zulieferer für die Innenstadt, Rettungsfahrzeuge, mobilitätseingeschränkte Mitbürger*innen etc. Doch was tun, wenn z.B. die Fahrradwege am Ochtmisser Kirchsteig enden und die viel befahrene schmale Straße genutzt werden muss? Aus ähnlichen Beispielen ließe sich eine lange Liste machen.

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