Der Wolf ist zurück in der Region

Meldungen in der Presse zu aktuellen Sichtungen des Wolfes in Siedlungsnähe verunsichern viele Menschen. An diesem Sonntag 8.3.2015 ab 13:00 Uhr diskutieren im Bleckeder Haus,  Schützenweg in Bleckede Fachleute verschiedener Organisationen und Betroffene über den Umgang mit dem Wolf.

23.02.15 –

Der Wolf ist zurück in der Region

- Wolf, Mensch, Nutztierhaltung, Jagd und Artenschutz -

Am Sonntag 8.3.2015 ab 13:00 Uhr in Bleckede

Bleckeder Haus, Schützenweg in 21354 Bleckede

1852 wurde der letzte Wolf in der Göhrde durch den „Feldjäger“ Weber geschossen.1872 wurde der letzte Wolf Niedersachsens in Becklingen bei Bergen getötet. Damit galt der Wolf in der Region als ausgerottet.

Dies änderte sich, als sich wieder Wolfsrudel und Einzeltiere in der Gegend um Gartow (2013 Rudelbildung), in der Lübtheener Heide (2006 Einzelwolf, 2014 Rudelbildung), TÜP Munster und Bergen, Rudelbildung (2012 bzw. 2013), Unterlüß Rheinmetallgelände (Einzelwolf 2013, Rudelbildung 2014) und in der Göhrde (2014 Einzeltiere) dauerhaft ansiedelten.

Neben den standorttreuen Wölfen durchstreifen junge Wölfe auf ihren Wanderungen auf der Suche nach einem geeigneten Territorium auch immer wieder die Elbtalniederung, sowohl auf westlicher als auch auf östlicher Seite der Elbe. Dies wurde durch Genuntersuchungen an Nutztierrissen bei Radegast (2013), Preten/Neuhaus (2013) sowie im März 2014 bei Neu Neetze nachgewiesen. Ebenfalls gibt es einige unbestätigte Sichtmeldungen in den LKs Lüneburg, Uelzen und Lüchow Dannenberg. Mit einer weiteren regionalen Ausbreitung des Wolfsbestandes ist zu rechnen.

Viel Wissen über Lebensweise und das Verhalten des Wolfes gegenüber dem Menschen und seinen Beutetieren ist nach mehr als 160 Jahren seiner Abwesenheit in Deutschland weitestgehend verlorengegangen. Das Zusammenleben, der erforderliche Aufwand und die Akzeptanz zwischen Wolf und Mensch und seinen Nutztieren muss erst wieder erlernt werden. Dazu gehört auch der Einsatz geeigneter Schutzmaßnahmen von Nutztieren. Heute wird der Wolf häufig als Eindringling in die durch den Menschen gestaltete Kulturlandschaft angesehen.

Wölfe sind nicht besonders wählerisch was ihren Lebensraum betrifft. Sie sind sehr anpassungsfähig. Wölfe benötigen lediglich ein geeignetes störungsfreies Rückzugsgebiet für die Welpenaufzucht, ein ausreichendes Beuteangebot und Wasserstellen. Sind diese Bedingungen gegeben, werden auch Kulturland und die Nähe menschlicher Ansiedlungen nicht gemieden.

Aufgrund der Tatsache, dass auch nicht ausreichend geschützte Nutztiere zum Beutespektrum des Wolfes gehören und der Wolf wie auch andere Beutegreifer häufig als Jagdkonkurrenten angesehen werden, verläuft die Diskussion über das Auftreten des Wolfes derzeit nicht immer emotions- und konfliktfrei zwischen den Verfechtern eines umfassenden Natur- und Artenschutzes sowie den Interessen von Nutztierhaltern und in manchen Fällen auch von Jägern.

Derzeit wird die Wiederbesiedlung ausgesprochen kontrovers in der Öffentlichkeit, insbesondere in den Medien diskutiert. Das Nebeneinander von Wolf und Mensch bedingt Kenntnisse, Verständnis und Toleranz und den Abbau unbegründeter Ängste. Die Veranstalter der Informationsveranstaltung in Bleckede möchten zur Versachlichung der derzeitigen, aber auch zukünftiger Debatten beitragen. Dies kann nur durch die Verbreitung von Ergebnissen der bereits vorliegender Erkenntnisse und Erfahrungen aus unserer Region und anderen Gebieten mit etablierten Wolfsvorkommen geschehen. Die Veranstalter haben einige Experten zum Thema Wolf eingeladen, die ihre bisherigen Erfahrungen in Vorträgen darlegen werden:

Eröffnet wird die Veranstaltung durch Grußworte des Bleckeder Bürgermeister Jens Böther und durch den Landrat Manfred Nahrstedt.

Der Förster und Wolfsberater Peter Pabel aus dem Forstamt Göhrde wird über den derzeitigen Status der regionalen und niedersächsischen Ausbreitung des Wolfes, sein in Region bevorzugtes Beutespektrum sowie über die bisherigen Erfahrungen und Auswirkungen auf den vorhandenen Wildbestand, insbesondere des Mufflon, sowie die Waldbewirtschaftung berichten.

Der Dipl. Biologe Sebastian Koerner ist ein bekannter Verhaltensökologe, Fachbuchautor "Ökologie und Verhalten des Wolfes - Kleine Wolfsspurenkunde" und Tierfilmer - Planet Wissen – NDR „Deutschlands wilde Wölfe, wie sie wirklich sind“. Seit 10 Jahren dokumentiert Sebastian Koerner die Rückkehr der Wölfe nach Deutschland mit der Filmkamera. Seine Aufnahmen zeigen das Leben der Wölfe in der Lausitz und in der Lüneburger Heide. Sein Filmvortrag hat folgende Themenschwerpunkte: Verhalten und Ökologie des Wolfes, Ausbreitung des Wolfes in Deutschland, Wild und Wolf, Schutz von Nutztieren vor Wolfsattacken, Gefährlichkeit für Menschen? Wölfe und Touristen. Sebastian Koerner wird einen ca. 45 minütigen Film-Vortrag mit dem Titel „Verhalten und Ökologie von Deutschlands wilden Wölfen - 15 Jahre Wölfe in der Lausitz“, halten.

Moritz Klose ist Referent für Wolfsschutz beim NABU – Bundesvorstand. Er wird in seinem Beitrag über die Rechtsgrundlagen des besonderen Schutz des Wolfes referieren. Obwohl das Leben Wölfe seit 1990 in Deutschland durch die Richtlinie 92/43/EWG (Fauna Flora Habitat – Richtlinie (FFH-Richtlinie)) und die Bundesartenschutzverordnung unter strengem Schutz steht und sein Überleben dauerhaft zu sichern ist, kommt es immer wieder zu illegalen Wolfstötungen. 2007 wurde bei Gedelitz im Landkreis Dannenberg ein frei lebender Wolf von einem Jäger illegal erschossen. Der Jäger wurde wegen schweren Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz verurteilt.

Die Rückkehr der Wölfe und das Ansteigen der Population in ihren ehemaligen Verbreitungsgebieten stellt eine besondere Herausforderung für Nutztierhalter dar. Der Schäfer Stefan Erb aus Bleckede wird in seinem Beitrag über die Situation der Nutztierhalter in Gebieten mit Wolfspopulationen, über das Nebeneinander zwischen Nutztierhaltern und Wölfen, den derzeitigen Möglichkeiten und Grenzen des Nutztierschutzes mit technischen Mitteln und mit Herdenschutzhunden in Wolfsgebieten eingehen. Er wird in seinem Beitrag auch auf die Besonderheiten und Anforderungen in der Arche-Region für Hobbytierhalter sowie Haltern von Kleinherden referieren. Stefan Erb ist Mitglied im Vorstand des Niedersächsischen Schafzuchtverbandes.

Werden Nutz- und Wildtierrisse an denen Wölfe beteiligt sein könnten, festgestellt, ist ein Wolfberater hinzuzuziehen um finanzielle Ausgleichmaßnahmen zu beantragen. Zu den Aufgaben der durch die Landesregierung in Niedersachsen bestellten ehrenamtlichen Wolfsberater gehört auch die Beratung von Nutztierhaltern über mögliche und ergänzende Wolf abweisende präventive Schutzmaßnahmen. Uwe Martens ist als ehrenamtlicher Wolfberater im Landkreis Lüneburg tätig. Er wird über seine Tätigkeit berichten. Uwe Martens ist Mitglied im Freundeskreis freilebender Wölfe e.V.

Die Niedersächsische Landesregierung hat im November 2014 die „Richtlinie Wolf „ veröffentlicht. An der Ausarbeitung der Richtlinie waren alle relevanten Interessengruppen und Verbände der Nutztierhalter, Jägerschaft, des Tier- und Artenschutzes und staatliche Stellen beteiligt. In der Richtlinie wird sowohl der Schutz des Wolfes, als auch der finanzielle Ausgleich (Entschädigungen) bei Nutztierrissen und bei Schäden an Jagdhunden durch den Wolf sowie die Förderung von Präventionsmaßnahmen in Form einer vorsorglichen Beschaffung von Wolf abweisenden Schutzzäunen und Herdenschutzhunden in sogenannten Förderkulissen mit Wolfsvorkommen für Niedersachsen geregelt. Durch die Richtlinie soll die Akzeptanz der Bevölkerung und insbesondere der Nutztierhalterinnen und Nutztierhalter gegenüber dem Wolf gestärkt und ein konfliktarmes Nebeneinander von Mensch und Wolf ermöglicht werden. Zusätzlich wird über den Stand der Ausarbeitung eines „Managementplanes Wolf“ für Niedersachsen berichtet. Referenten sind Dr. Frank Krüger und Konstantin Knorr vom niedersächsischen Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz.

Die Vorbereitungsgruppe der Informationsveranstaltung setzt sich aus den nachfolgend aufgeführten Vertretern verschiedener Organisationen und Parteien zusammen:

Selina Martens, Tierschutzverein Landkreis Lüneburg und Umgebung e.V.

Birgit Neumann, Sozialdemokratische Partei Deutschland – Ortsverband Bleckede

Stefan Erb, Berufsschäfer, Vorstandsmitglied des Niedersächsischen Schafzuchtverbandes

Hans-Joachim Wenk, Freundeskreis freilebender Wölfe e.V.

Heiko Drawe, stellvertretender Sprecher der Landesarbeitsgruppe Wolf im NABU Niedersachsen

Heiko Borgert, Bündnis 90/ Grüne, Ortsverband Bleckede

Uwe Martens, Freundeskreis freilebender Wölfe e.V.

Helmut Weiß, Sprecher der Landesarbeitsgruppe Wolf im NABU Niedersachsen

 

Bleckede, 3.2.2015

Hans-Joachim Wenk für die Vorbereitungsgruppe der Informationsveranstaltung

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