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(von Oliver J. Glodzei)
Mit Äpfeln und Nüssen lockt heute wohl kaum noch ein Nikolaus ein Kind hinter dem Ofen hervor. Jedenfalls nicht hierzulande. Kinder wollen Schokolade, und in der EU ist es heute überhaupt kein Luxus mehr, sich und seine Lieben mit Bergen von Schokolade dick und schwabbelig zu füttern. Das Zeug ist spottbillig.
Dabei sind Anbau und Ernte von Kakao, dem Schokoladengrundstoff, keinesfalls leicht. Doch die Knochenarbeit wird insbesondere in Westafrika, wo ein Großteil der Weltproduktion gewonnen wird, oft für einen Hungerlohn von Kleinbauern ohne jede soziale Sicherung verrichtet. Fast immer arbeiten Kinder mit, statt zur Schule zu gehen. Manche von ihnen als Sklaven. Das senkt die Kosten.
Der Grund liegt im gnadenlosen Preiskampf international tätiger Lebensmittelkonzerne wie Mars und Nestlé. Sie diktieren die Preise und damit die Arbeitsbedingungen, und sie tun das in unserem Auftrag, den wir ihnen mit jeder Tafel Schokolade für 49 Cent, mit jedem prall gefüllten Nikolausstiefel für zwei Euro aufs neue erteilen.
Dabei geht es auch anders. Das internationale Fairtrade-Siegel zertifiziert Marken, die gerechte Löhne zahlen und sich um die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Produzenten kümmern. Das Siegel erhalten nur Firmen, die direkt mit den Produzenten zusammenarbeiten. Die Zusammenarbeit muss langfristig angelegt sein, und Kinder dürfen nicht beschäftigt werden. Zudem müssen zertifizierte Firmen beweisen, dass sie soziale Verantwortung in der Region übernehmen und zum Beispiel Schulprojekte unterstützen.
Wer jetzt zur Weihnachtszeit im Bioladen steht und nach fair gehandelten Schokokugeln fahndet, erlebt dann doch häufig eine Überraschung. Der Preisunterschied ist meist gewaltig, und die Auswahl bleibt weit hinter der konventionellen Konkurrenz im Supermarkt zurück. Ein Hauptgrund ist wohl, dass die typische Bioladenkundschaft lieber weniger aber dafür besser nascht und dafür auch gern selbst die Schürze anlegt.
Denn, siehe da, die Blockschokolade in Fairtradequalität ist absolut erschwinglich. Einfach im Wasserbad schmelzen, gehackte Nüsse, Cranberries oder Rosinen* mit einrühren und dann mit einem Teelöffel auf einer Platte als kleine Häufchen platzieren. Nach dem Abkühlen sind das unglaublich leckere Pralinées zum Fest. Und die Kinder in Westafrika feiern ein bisschen mit.
(* Die lege ich gern noch für eine Weile in etwas heißen Rum.)
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